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Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der UGKK

by  Kateryna Ruban

Seelsorgerband, Künstlerin Irena Mykoliv

Seelsorgerband, Künstlerin Irena Mykoliv

Über die Abteilung

2014 begann in der Ostukraine ein Krieg mit der Russischen Föderation. Kapläne der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche (UGKK), die bereits vor Beginn dieses Krieges mit dem ukrainischen Militär unter der Leitung der Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der UGKK zusammengearbeitet hatten, gingen sofort in das Kriegsgebiet.

Diese Abteilung wurde am 3. Oktober 2006 unter der Patriarchalischen Kurie der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche gegründet, um ein tragfähiges und wirksames System zur Bereitstellung von Seelsorge für Militärangehörige der UGKK in der gesamten Ukraine zu entwickeln und umzusetzen sowie diese Aktivitäten zu koordinieren.

Abteilungslogo

Abteilungslogo

Die Priorität der Abteilung bestand darin, für die religiösen Bedürfnisse der religiösen Bediensteten zu sorgen und mit den Machtministerien und -behörden zusammenzuarbeiten: dem Verteidigungsministerium der Ukraine, dem Innenministerium der Ukraine, den inneren Truppen des Innenministeriums der Ukraine und dem staatlichen Grenzdienst der Ukraine.

Die Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der UGKK ist für die Systematisierung und Struktur der Organisation sowie die Bildung und der Aufbau interkonfessioneller und internationaler Beziehungen verantwortlich.

Das Ergebnis davon ist die Schaffung des Instituts für Militärseelsorge in der Ukraine. Das ist es, was die Abteilung derzeit tut, indem sie ziemlich erfolgreich die Interessen der ukrainischen griechischen Katholiken auf allen Ebenen vertritt.

Seelsorge und ihr Ursprung

Der stellvertretende Leiter der Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der UGKK, P. Andrii Zelinskiy sagte im Interview:

„In der Welt befassen sich Seelsorger mit der Bildung der Persönlichkeit eines Kriegers, seines moralischen Charakters, seines Geistes. Und all das zusammen nennt man Menschlichkeit.“

Militärseelsorger oder Militärgeistliche gibt es schon lange. Spirituelle Führung und moralische Unterstützung in Zeiten von Krieg und Heimsuchungen werden von Menschen ungeachtet ihrer Religion oder ihrem Land benötigt.

Wenn wir über die Ukraine sprechen, formulierte Seine Seligkeit Liubomyr Kardinal Huzar die Regel der ukrainischen Seelsorger mit der Maxime „Nah zu sein“. Nah im Krieg, nah in Friedenszeiten, einfach nah an denjenigen, die Unterstützung benötigen.

Die Militärseelsorger werden auch manchmal Kapläne genannt. Das Wort „Kaplan“ kommt vom Namen einer Art Umhang, einem Element der Kleidung eines katholischen Priesters – „Kappe“. Der Legende nach zerriss der heilige Martin (der spätere Bischof von Tours in den Jahren 317–397) einen solchen Umhang in zwei Hälften und teilte ihn mit einem unbekannten Bettler. Martin sah, dass der Mann kalt war und teilte ihm seine Kleidung mit. In derselben Nacht hatte der junge Offizier, der bald Bischof werden sollte, einen Traum: Der Bettler, dem er begegnete, nannte sich Jesus Christus und dankte ihm für seine Hilfe. Die zweite Hälfte der Kappe von Martin von Tours wurde zu einer heiligen Reliquie der französischen Armee. Sie wurde in einem separaten Zelttempel („Kapelle“) aufbewahrt, und der Priester, der in diesem Feldtempel diente, hieß zuerst Kapellan (aus dem lateinischen cappellanus) und später Kaplan.

Ein Gemälde, das den Heiligen Martin von Tours darstellt, der ein Stück von seinem Mantel abschneidet. Kathedrale von Tours, Frankreich

Ein Gemälde, das den Heiligen Martin von Tours darstellt, der ein Stück von seinem Mantel abschneidet. Kathedrale von Tours, Frankreich

Der Name setzte sich schnell durch: Jede Legion von Konstantin I. dem Großen, dem Kaiser des Römischen Reiches, hatte ihre eigene Kapelle.

Von dieser Zeit bis zum heutigen Tag gibt es in den meisten Armeen der Welt Kapläne. Je nach Religion der Soldaten können Seelsorger unterschiedlich genannt werden, aber das ändert nichts am Wesen: Erlösung, psychologische Unterstützung und moralische und ethische Führung in den schwierigen Zeiten von Kriegen und Krisen eint Militärseelsorger (obwohl Seelsorger dienen nicht nur beim Militär) auf der ganzen Welt.

Der rechtliche Status der Seelsorge wurde 742–743 in der deutschen Stadt Regensburg bei der ersten ostfränkischen Synode – Concilium Germanicum – begründet. Bei diesem Treffen wurde die Stellung von Priestern im Militärdienst legalisiert, jedoch mit einem strikten Vorbehalt hinsichtlich des Tragens von Waffen und der direkten Teilnahme an Feindseligkeiten.

Im Laufe der Zeit variierte dieser Beschluss je nach Land und Konfession der Militärseelsorger. Zum Beispiel ist es modernen ukrainischen orthodoxen und griechisch-katholischen Geistlichen immer noch strengstens untersagt, Waffe aufzunehmen, um einen Kampfeinsatz durchzuführen. Ein Militärseelsorger kann eine Waffe haben und sogar gebrauchen, wenn die Rettung der Menschen davon abhängt. Dann ist es keine Sünde. Eine Waffe an sich ist nichts Böses, sie ist nur ein Werkzeug, oft sogar zum Schutz des Mutterlandes geweiht.

„Die Kirche lehrt, dass es legitim ist, die Achtung des eigenen Rechts auf Leben einzufordern. Wichtig: Wer sein Leben verteidigt, macht sich des Mordes nicht schuldig, auch wenn er gezwungen ist, seinem Gegner einen tödlichen Schlag zu versetzen. Ich werde erklären. Im Lichte der christlichen Lehre hat Gott mir das Leben geschenkt, es ist sein Wille. Das heißt, wenn ich mein Leben schütze, schütze ich seinen Willen, und wenn ich das Leben eines anderen schütze, schütze ich auch Gottes Willen. Ich lebe – ich habe das Recht auf Leben. Wenn jemand zur Selbstverteidigung zu größerer Gewalt als nötig greift, sind seine Handlungen illegal“, sagt der erste Militärseelsorger in der ATO-Zone, P. Andrii Zelinskiy.

P. Andrii Zelinskyi. Foto von der Webseite des Verteidigungsministeriums der Ukraine

P. Andrii Zelinskyi. Foto von der Webseite des Verteidigungsministeriums der Ukraine

In der Realität des modernen russisch-ukrainischen Krieges müssen Priester wählen: entweder zu den Waffen zu greifen und die Autorität eines Geistlichen aufzugeben oder die Waffen niederzulegen und als Seelsorger in der Armee zu dienen. Trotzdem sagt man, es gebe keine ehemaligen Priester: Menschen mit einer solchen Weltanschauung bekennen sich weiterhin dazu und teilen sie auch mit einer Waffe in der Hand mit anderen.

„Wir haben eine Reihe von Geistlichen, die sich entschieden haben, Militärsoldaten zu werden. Sie haben ihre Priestergewänder und Kreuze abgelegt, wurden durch die Militärkommissare mobilisiert, nahmen die Waffen in die Hand und jeder von ihnen dient je nach seiner militärischen Spezialität irgendwo. Aber so etwas als ehemaliger Priester gibt es nicht. Er ist da, mit Waffen in der Hand, und er setzt den Seelsorgedienst fort. Wir haben solche Fälle auch in der Tscherkassy-Diözese“, sagt der Metropolit von Tscherkassy und Tschyhyryn Ioan.

In einigen Ländern haben Seelsorger das Recht, bewaffnet zu sein, aber der ukrainische Seelsorger ist unbewaffnet, genau wie der ukrainische Sanitäter.

Die internationale Praxis sieht einen Militäroffizier vor, der speziell dem Seelsorger zugeteilt ist und über eine Dienstwaffe verfügt. Die Umsetzung solcher Praxis in der Ukraine steht gerade erst am Anfang.

All dies basiert auf der Genfer Konvention von 1949, wonach Militärseelsorger nicht als Teilnehmer an Feindseligkeiten gelten. Sie behalten ihren Status in der Gefangenschaft, wo sie das Recht haben sollten, ihren Dienst unter den Gefangenen fortzusetzen. Das Tragen einer Waffe entzieht ihnen automatisch ein solches Recht.

Eine kurze Geschichte der Seelsorge in der Ukraine

Obwohl der Krieg im Osten des Landes zu einem der Anreize für die Entwicklung und Verbreitung der Seelsorge in der modernen Ukraine wurde, gab es Militärpriester hier lange vor 2014. Der Militärdienst in der Ukraine war immer, mit Ausnahme der Sowjetzeit, von der geistlichen Fürsorge der Kirche begleitet. Seelsorger befanden sich in Militäreinheiten der Ukrainischen Legion, der Ukrainischen Volksrepublik, der Ukrainischen Galizischen Armee, der Karpatischen Sitsch und der Ukrainischen Aufständischen Armee. Lassen Sie uns einen Rückblick wagen.

Während der Zeit der Kyjiwer Rus begleiteten Priester die Armee auf Feldzügen, hielten tägliche Gottesdienste ab, was unter anderem in Hypatiuschronik und Radziwiłł-Chronik erwähnt wurde.

Gebet vor der Schlacht, 1767. Quelle: Radziwiłł-Chronik

Gebet vor der Schlacht, 1767. Quelle: Radziwiłł-Chronik

In den Zeiten des Großfürstentums Litauen und des Polen-Litauens hatten adlige Offiziere notwendigerweise einen Priester bei sich, der ihrer Armee angegliedert war. Da zu dieser Zeit diese Staaten große Teile der heutigen Ukraine umfassten und das ukrainische Militär Teil der Armeen war, unterstanden die Ukrainer auch der Gerichtsbarkeit des örtlichen Klerus.

Priester und Mönche verschiedener Konfessionen waren ständig auf Sitsch und begleiteten die Kosaken auf Feldzügen. Überall dort, wo Sitsch begann, wurde eine Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche (Maria war der Schutzpatronin der saporogischen Armee) errichtet.

Als das Russische Reich entstand, wurde die Religion in den von ihm absorbierten Gebieten einheitlich, und die Armee wurde von der Staatskirche abhängig. Ein kaiserliches Dekret über diese Änderungen und die anschließende Unterordnung des Kosakenklerus unter den Oberpriester der russischen Armee wurde 1760 nach Sitsch gebracht, aber die Kosaken ignorierten es einige Zeit erfolgreich.

Gemäß diesen Änderungen wurden ab 1719 Oberpriester in der russischen Armee und in der Marine ernannt. Seit 1858 wurde das Amt des Obersten Priesters der Armee und der Marine eingeführt, und seit 1890 das Amt des Protopresbyters des Militär- und Marineklerus.

Als im Rahmen des „Völkerfrühlings“ die allgemeine Wehrpflicht in Österreich eingeführt wurde, kümmerte sich die Kirchenleitung um fest angestellte ukrainische Seelsorger, die sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten die geistlichen Bedürfnisse der griechisch-katholischen Soldaten erfüllten.

Am 14. März 1848 wurde das Gesetz über die Bildung paramilitärischer Territorialverbände unter dem Namen der Nationalgarde von Österreich-Ungarn unterzeichnet und im August wurde das erste russische (d. h. ukrainische) Banner feierlich eingeweiht. Dies waren die ersten rein ukrainischen Geistlichen in rein ukrainischen bewaffneten Formationen, obwohl sie Teil der österreichischen Armee waren.

Später wurde die Zahl der Militärseelsorger, die „Feldkurate“ genannt wurden, in der kaiserlichen Armee klar geregelt. Sie trugen eine Militäruniform mit Kreuz, dienten im Rang eines Hauptmanns oder Majors, aber hatten keine Offiziersabzeichen auf ihrer Kleidung.

Während des Ersten Weltkriegs werden in den Reihen der ukrainischen Soldaten der österreichischen Armee etwa hundert Militärgeistliche erwähnt, die meisten von ihnen in der Ukrainischen Galizischen Armee.

Metropolit A. Sheptytsky segnet die Fahne der ukrainischen Aufstandsarmee am 28. August 1917 in Rozvadov

Metropolit A. Sheptytsky segnet die Fahne der ukrainischen Aufstandsarmee am 28. August 1917 in Rozvadov

In den Regimentern der Ukrainischen Volksrepublik gab es 44 Militärseelsorger. P. Antonii Mateiuk wurde zuerst zum Protopresbyter (Chefkaplan) der Republik ernannt, und nach seinem Tod P. Pavlo Pashchevskyi, ein orthodoxer Seelsorger.

Seit dem Zweiten Weltkrieg kennen wir die Namen vieler Seelsorger: P. Sebastian Sabol (Zoreslav) aus den bewaffneten Formationen von Karpatischer Sitsch; P. Ivan Hrynokh und P. Ivan Durbak aus den von deutscher Wehrmacht aufgestellten militärischen Verbände national-ukrainischer Freiwilliger „Roland“ und „Nachtigall“; Geistliche der Waffen-SS-Division Galizien, die unter der Leitung von P. Vasyl Laba standen, der von Metropolit Andrej Scheptyzkyj ernannt wurde. Der Metropolit unterstützte die Idee der Schaffung einer ukrainischen Division und äußerte die heute berühmten Worte: „Es gibt fast keinen Preis, der nicht für die Schaffung der ukrainischen Armee zu zahlen wäre.“

Bischof Josaphat Kotsylovsky von Przemyśl segnet Soldaten der Waffen-SS-Division Galizien

Bischof Josaphat Kotsylovsky von Przemyśl segnet Soldaten der Waffen-SS-Division Galizien

Die bloße Tatsache, dass es Militärseelsorger in SS-Einheiten gaben, war ein Präzedenzfall, weil keine ihrer anderen Abteilungen Priester hatte. Griechisch-katholische Priester waren unentbehrlich, um den nationalen und religiösen Geist des ukrainischen Militärpersonals zu bewahren.

Die Kämpfer der Ukrainischen Aufständischen Armee hatten auch ihre eigenen Seelsorger.

Das sowjetische System lehnte die Kirche ab und Atheismus war eine der Säulen des Kommunismus, aber während des Krieges drückten die sowjetischen Behörden ein Auge zu und erlaubten der orthodoxen Kirche manchmal, begrenzten Kontakt mit den Soldaten zu haben. Nach dem Krieg fand alles ein jähes Ende.

Militärseelsorger in der unabhängigen Ukraine: Rechtliche Aspekte

Heutzutage sind die Grundsätze der Religionsfreiheit durch eine Reihe internationaler Rechtsdokumente festgelegt: Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, Artikel 18 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte, Erklärung über die Beseitigung aller Formen von Intoleranz und Diskriminierung aufgrund der Religion oder der Überzeugung und Artikel 9 der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Die Verwirklichung menschlicher Freiheiten hängt vom Mechanismus ihrer rechtlichen Gewährleistung und ihres Schutzes durch den Staat ab. Grundlage dieses Mechanismus ist die nationale Gesetzgebung.

Chevron der ukrainischen Militärseelsorger

Chevron der ukrainischen Militärseelsorger

Die Ukraine, vertreten durch das Verteidigungsministerium der Ukraine, garantiert das in der Verfassung der Ukraine erklärte Recht auf Weltanschauungs- und Religionsfreiheit. Dieses Recht ist gemäß Artikel 35 der Verfassung der Ukraine verankert: „Jeder hat das Recht auf Glaubens- und Gewissensfreiheit. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich zu einer beliebigen Religion oder zu keiner Religion zu bekennen, ungehindert einzeln oder gemeinschaftlich Gottesdienste abzuhalten, Kulthandlungen zu vollziehen und eine religiöse Tätigkeit auszuüben.“

Seelsorger, die in den Streitkräften der Ukraine und anderen staatlichen militärischen Verbänden dienen, sollten das gleiche Recht auf Sozialschutz haben wie das Militärpersonal. Dies sieht das Gesetz vor, das wiederum am 1. Juli 2022 in Kraft treten sollte, aber mit der Einführung des Kriegsrechts aufgrund der aktiven Phase der Feindseligkeiten wurde dieser Prozess ausgesetzt.

Metropolit Ioan sagt im Interview: „Wir hofften, dass das Gesetz nach der dringenden Verlesung und Unterzeichnung durch den Präsidenten durchgesetzt wird. Aber die dafür verantwortlichen Institutionen haben nichts gemacht, und jetzt gibt es keine militärische Buchhaltung. Deshalb können unsere Seelsorger offiziell keine Offiziere sein.“

Derzeit gelten ukrainische Militärseelsorger offiziell als Zivilangestellte, obwohl die Position eines Seelsorgers in der Armee der Position eines stellvertretenden Kommandeurs eines Bataillons oder Regiments entspricht.

Veränderungen finden statt, wenn auch vielleicht langsamer als uns lieb ist. Werfen wir einen Rückblick auf die Anfänge der Militärseelsorge in der unabhängigen Ukraine.

Am 12. Mai 1994 wurde in Lwiw auf dem wissenschaftlich-praktischen Symposium „Geistliche und humanitäre Probleme der Streitkräfte der Ukraine“ der Zwischenkirchliche Rat für Seelsorge in den Streitkräften der Ukraine als ständiges beratendes Gremium verschiedener Konfessionen gegründet.

Im März 1995 fand in Kyjiw die internationale wissenschaftliche und praktische Konferenz „Armee und Spiritualität: Gewissens- und Religionsfreiheit“ statt, auf der das Problem der Erfüllung religiöser Rechte und Freiheiten in der ukrainischen Armee diskutiert wurde.

Zwei Jahre später, im März 1997, fand ebenfalls in Kyjiw die zweite internationale wissenschaftliche und praktische Konferenz „Christliche Liebe und militärische Pflicht“ statt. Hier wurde diskutiert, was die Seelsorge des Militärs in der Ukraine sein sollte.

Weitere 2,5 Jahre später, vom 23. bis 25. September 1999, fand in Kyjiw die dritte internationale wissenschaftliche und praktische thematische Konferenz „Die Praxis der Persönlichkeitsbildung eines Soldaten und die Schaffung der Bedingungen für eine erfolgreiche Erfüllung des Militärdienstes: Christliche Erfahrung“ statt. Hier wurden Möglichkeiten der Zusammenarbeit und der Einfluss der Religion auf das Militär diskutiert.

Die Teilnehmer dieser wissenschaftlichen und praktischen Konferenzen waren Geistliche, Soldaten, Vertreter der Behörden, Wissenschaftler und ausländische Delegierte, in deren Ländern das Institut für Seelsorge bereits auf gesetzgebender Ebene tätig war.

Chevron der ukrainischen Militärseelsorger

Chevron der ukrainischen Militärseelsorger

Auf der Grundlage der Ergebnisse der Diskussionen wandte sich die Konferenz mit folgenden Vorschlägen an den Präsidenten der Ukraine – den Oberbefehlshaber der Streitkräfte (damals Leonid Kutschma):

  • ein Konzept der geistlichen und pastoralen Tätigkeit von Militärseelsorgern in den Streitkräften der Ukraine zu entwickeln (es wurde vorgeschlagen, dass die drei Parteien – das Staatliche Komitee für religiöse Angelegenheiten, Machtstrukturen und Vertreter verschiedener Konfessionen – ihre Konzepte entwickeln, die dann zur Diskussion gestellt werden sollten);
  • auf der Grundlage des vereinbarten Konzepts, das Gesetz der Ukraine „Über Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen“ zu ändern;
  • auf der Grundlage dieser Änderungen Bestimmungen über die Einrichtung von Seelsorgern in Militärbehörden zu schaffen und die Statuten der Streitkräfte der Ukraine zu ergänzen;
  • ein geeignetes Gremium unter der Schirmherrschaft des Staatlichen Komitees der Ukraine für religiöse Angelegenheiten oder des Allukrainischen Rates der Kirchen und religiösen Organisationen zu schaffen, das für die Umsetzung der Seelsorge in der Armee verantwortlich sein wird;
  • die Öffnung von Tempeln und Kapellen für Gottesdienste bei den Militäreinheiten einzuleiten.

Vom 11. bis 13. Oktober 2000 fand in Lwiw die fünfte internationale militärisch-christliche Konferenz statt. Hier bildeten Vertreter traditioneller ukrainischer Konfessionen die Gesamtukrainische Interkonfessionelle Religiöse Christliche Militärbruderschaft. Im Dezember 2000 wurde sie rechtlich formalisiert. Sie sahen ihr Ziel darin, nicht nur Maßnahmen zur Einführung des Instituts der ukrainischen Militärseelsorge auf staatsrechtlicher Ebene zu ergreifen, sondern auch einen gemeinsamen Ansatz zur Erfüllung der geistlichen Bedürfnisse des Militärpersonals zu entwickeln. Die Bruderschaft ist Mitglied der International Association of Christian Military Fellowships (AMCF).

Zunächst erarbeiteten die Mitglieder der Organisation einen Entwurf zu den konzeptionellen Grundlagen der Seelsorge für das gläubige Militärpersonal; führten die Ausbildung der „Seelsorgerreserve“ für die Streitkräfte der Ukraine durch und formulierten eine gemeinsame Vision der zukünftigen Seelsorge in allen in der Bruderschaft vereinten Konfessionen.

Im Mai 2000 wurde die gesamtukrainische öffentliche Organisation „Union der christlichen Militärangehörigen der Ukraine“ registriert, die sowohl aktive Militärangehörige und ihre Familien als auch diejenigen umfasste, die bereits im Ruhestand waren. Die Organisation wurde gegründet, um die Rechte und Freiheiten des Militärs zu schützen, christliche und moralische Werte zu fördern und den Grundstein für die Institution der Militärseelsorge in der Ukraine zu legen.

Die Anweisung des Verteidigungsministers der Ukraine Nr. D-25 „Zur Regelung von Fragen der Befriedigung religiöser Bedürfnisse der Soldaten der Streitkräfte der Ukraine“ vom 21. April 2006 wurde zu einem wichtigen Dokument, das den Mechanismus zur Befriedigung religiöser Bedürfnisse von Militärpersonal zum ersten Mal in der Geschichte der Unabhängigen Ukraine regelte.

Am 1. November 2008 wurde innerhalb der Struktur der Abteilung für humanitäre Politik des Verteidigungsministeriums ein Sektor für die Arbeit mit religiösen Organisationen geschaffen.

Am 10. November 2008 unterzeichneten das Verteidigungsministerium der Ukraine und Vertreter der ukrainischen Kirchen und religiösen Organisationen das „Memorandum über die Zusammenarbeit in der Seelsorge der Soldaten der Streitkräfte“. Dort wurde erstmals offiziell die Absicht erklärt, ein Institut für Militärseelsorge in der Ukraine zu gründen.

Zweck der Schaffung des Instituts für Militärseelsorge in den Streitkräften ist laut Memorandum die Gewährleistung des verfassungsmäßigen Rechts der Soldaten auf Gewissens- und Religionsfreiheit.

Am 30. November desselben Jahres verabschiedete die Werchowna Rada der Ukraine das Gesetz „Über den Militärseelsorgedienst“, und im Dezember 2020 wurde die „Doktrin der Weiterentwicklung der Militärführung in den Streitkräften“ veröffentlicht. Zusammen sollten sie die wertbezogene und strategische Plattform der ukrainischen Armee bilden.

P. Andrii Zelinskiy, Berater des Leiters der UGKK, stellvertretender Leiter der Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der UGKK, Mitbegründer, Dozent und Mitglied der Initiativgruppe und des Aufsichtsrats der Ukrainischen Führungsakademie, Politikwissenschaftler, Publizist, Buchautor, Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und seit 2014 der erste Militärseelsorger im ATO-Hauptquartier, war am Erscheinen der beiden oben genannten Dokumente beteiligt.

P. Andrii Zelinskiy

P. Andrii Zelinskiy

Am 29. April 2009 wurde der Rat für Seelsorge beim Verteidigungsministerium der Ukraine gegründet. Sein Ziel war, eine effektive Zusammenarbeit zwischen religiösen Organisationen in Bezug auf die Einrichtung der Militärseelsorge zu etablieren.

Der Erlass des Verteidigungsministers der Ukraine Nr. 220 vom 22. April 2011 genehmigte das Konzept der Seelsorge in den Streitkräften. In diesem Dokument wurden erstmals einige Schlüsselkonzepte vereinbart, die in allen Konfessionen der ukrainischen Seelsorger gleich interpretiert werden sollten.

Am 29. Dezember 2012 genehmigte der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine den Entwurf des Konzepts der Reform und Entwicklung der Streitkräfte bis 2017.

In den Jahren 2014 und 2015 wurde versucht, den gesetzlichen Rahmen für die Umsetzung der Rechte der Militärseelsorger zu erweitern. Mehrere thematische Gesetzesentwürfe wurden der Werchowna Rada der Ukraine zur Prüfung vorgelegt. Sie waren jedoch unter Berücksichtigung der Entwicklung der Militäroperationen im Osten des Landes entweder bereits veraltet oder nicht ganz korrekt, sodass sie durchfielen.

Im Mai 2017 wurde auf gesetzlicher Ebene die Vollzeitstelle eines Militärseelsorgers in den Streitkräften der Ukraine eingeführt, die der Position eines stellvertretenden Kommandeurs eines Regiments oder Bataillons entspricht.

Am 6. Juni 2019 hat die Werchowna Rada der Ukraine den Gesetzentwurf Nr. 10244-1 „Über die Militärseelsorge“ in erster Lesung angenommen. Es soll dem Institut für Militärseelsorge administrative und rechtliche Garantien geben, um den sozialen Schutz der Militärseelsorge und der Seelsorgedienst im Allgemeinen zu gewährleisten.

Am 30. November 2021 verabschiedete die Werchowna Rada den Gesetzesentwurf 4626 „Über den Militärseelsorgedienst“. Er wurde von 291 Abgeordneten unterstützt (Twitter).

„Dieses Gesetz regelt die Beziehungen im Bereich der Verwirklichung des verfassungsmäßigen Rechts auf Meinungs- und Religionsfreiheit der Soldaten der Streitkräfte der Ukraine, der Nationalgarde der Ukraine, anderer nach den Gesetzen der Ukraine gebildeter Militärverbände, der Staatlichen Grenzschutzdienst der Ukraine, und definiert auch die rechtlichen und organisatorischen Grundsätze und Prinzipien der Tätigkeit der Militärdienstseelsorge.“

Von nun an ist der Militärseelsorgedienst eine eigenständige Struktur innerhalb der Streitkräfte der Ukraine, der Nationalgarde und anderer militärischer Formationen, die gemäß den Gesetzen der Ukraine gebildet werden.

Die Seelsorger sind dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, dem Kommandanten der Nationalgarde, den Leitern anderer nach den Gesetzen der Ukraine gebildeter Militärformationen sowie dem Leiter der Staatlichen Grenzschutzdienst der Ukraine unterstellt.

Ein Militärseelsorger kann ein Bürger der Ukraine sein, der Geistlicher einer in der Ukraine registrierten religiösen Organisation ist und vom Verwaltungszentrum (der Leitung) der betreffenden religiösen Organisation ein Mandat für das Recht erhalten hat, Militärseelsorge auszuüben. Es ist zwingend erforderlich, dass ein Seelsorger eine höhere theologische Ausbildung hat (diese Norm tritt 2026 in Kraft).

Am 17. Dezember 2021 traf sich der Präsident der Ukraine Volodymyr Zelenskyy mit Vertretern des Allukrainischen Rates der Kirchen und unterzeichnete das Gesetz „Über den Militärseelsorgedienst“, dessen Entwurf am 30. November 2021 von der Werchowna Rada der Ukraine unterstützt wurde.

Dieses Gesetz:

  • legt den Status von Militärseelsorgern als Militärpersonal fest;
  • definiert ihre funktionalen Verantwortlichkeiten;
  • führt unter Berücksichtigung des multireligiösen Charakters des Staates Quoten für die religiöse Vertretung ein, die dem Bedarf des Personals entsprechen;
  • sieht die Einrichtung interkonfessioneller Räte für Militärseelsorge als beratende Gremien beim Verteidigungsministerium und beim Innenministerium vor.

Das Gesetz sollte im Juli 2022 in Kraft treten, doch mit der Einführung des Kriegsrechts in der Ukraine wurde dieser Prozess ausgesetzt. Trotzdem gelang es der Werchowna Rada der Ukraine, Änderungen an den Übergangsbestimmungen des Gesetzes vorzunehmen und es trat am 19. März 2022 in Kraft.

„Das Gesetz über die Militärseelsorge ermöglicht die Anwesenheit eines Priesters in militärischen Formationen auf professioneller und permanenter Basis – ein Militärseelsorger wird zu einem Offizier der Streitkräfte der Ukraine. Das ist eine gewisse Chance, aber auch eine Herausforderung, denn ein Militärseelsorger muss auch als Offizier ein Priester bleiben. Und hier liegt eine große Aufgabe für diejenigen, die geeignete Kandidaten auswählen und nach denen suchen, die wirklich zu einem solchen Dienst berufen sind. Deshalb müssen die Seelsorger gut ausgebildet werden, damit sie nicht wie Offiziere werden und das Gesicht der Kirche bewahren, während sie in den Streitkräften präsent sind“, sagte Seine Seligkeit Sviatoslav, Leiter der UGKK, in der Sendung „Vidkryta Tserkva" („Offene Kirche“).

Militärseelsorger sind an der Kriegsfront und im Hinterland nah | Vidkryta Tserkva, 28.09.2022

Moderne ukrainische Seelsorger

Derzeit sind ukrainische Militärseelsorger keine theoretischen Überlegungen auf dem Gebiet des Rechts und ehren die historische Tradition nicht. Sie sind Teil der Realität.

Ukrainische Militärseelsorger beim Marsch der Verteidiger. Quelle: Geistliche Front der Ukraine.

Ukrainische Militärseelsorger beim Marsch der Verteidiger. Quelle: Geistliche Front der Ukraine.

Seit 2014 befindet sich der Ukraine im Kriegszustand, und am 24. Februar 2022 tritt dieser Krieg in die aktive Phase. Die Seelsorger hier sind Priester, Ehrenamtliche, freiberufliche Psychologen, Fahrer und Brüder – kurz gesagt, diejenigen, die, wie Liubomyr Huzar vermachte, „nah sind“. In den Schützengräben, mit den Verwundeten, nah im Gebet, nah im Krieg.

Gläubige aller Konfessionen befinden sich jetzt in der Ukraine im Krieg. Es gibt Muslime, Juden, griechische Katholiken und sogar Anhänger des Moskauer Patriarchats. Deshalb ist die Seelsorge überkonfessionell. Ein Seelsorger sollte jedem helfen, der ihn bedürft. Kann er dies im Rahmen seiner eigenen Konfession nicht leisten, muss er notfalls einen Militärseelsorger der benötigten Religion suchen.

Es gibt hauptamtliche und ehrenamtliche Seelsorger. 2014 waren Militärseelsorger nur Freiwillige, die mit dem Militär in den Krieg gezogen haben. Das ist die Weltnorm: Wenn etwas passiert, geh dorthin, um zu helfen. Jetzt, da die Position des Militärseelsorgers auf gesetzlicher Ebene besser (wenn auch noch nicht vollständig) geregelt ist, begann die Zahl der hauptamtlichen Militärseelsorger die der Ehrenamtlichen zu übersteigen.

Alle Militärseelsorger sollten von der Leitung ihrer Konfession abgeordnet werden, da letztere die Verantwortung trägt. Außerdem muss ein Seelsorger über eine von den Strafverfolgungsbehörden bestätigte pastorale Erfahrung verfügen. Die religiösen Bedürfnisse der ukrainischen Bürger sind in der Verfassung verankert. Der Staat, vertreten von der Abteilung für moralische und psychologische Unterstützung des Generalstabs, setzt das Verfahren durch.

Wenn man Seelsorger sagt, wird normalerweise einen Militärseelsorger gemeint, aber dies ist nur einer der sieben Bereiche der Seelsorge. Weitere sechs sind:

  • Marineseelsorger, die in großen Häfen dienen;
  • Polizeiseelsorger, die mit der Polizei zusammenarbeiten;
  • Gemeindeseelsorger, die mit den örtlichen Behörden zusammenarbeiten;
  • Gefängnisseelsorger, die in Gefängnissen und Untersuchungshaftanstalten dienen;
  • Sportseelsorger, die mit Mannschaften und Sportvereinen arbeiten;
  • Krankenhausseelsorger, die in Krankenhäusern arbeiten.

Das Institut für Seelsorge in der Ukraine ist relativ jung, obwohl die Tradition selbst alt ist. Es ist schwer, den Beitrag der Militärpriester zu überschätzen, die Wichtigkeit ihres täglichen Dienstes an der Front und im Hinterland – besonders jetzt, als der Krieg buchstäblich zu jedem Ukrainer kam.

Die Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche existiert, um die Seelsorge als offizielle Institution zu integrieren, eine gewisse gesellschaftliche Vertikale aufzubauen und natürlich (in erster Linie) griechisch-katholischen Gläubigen eine Möglichkeit zu geben, ihre geistlichen Bedürfnisse zu verwirklichen. Die Abteilung für Militärseelsorge der Patriarchalischen Kurie der UGKK entwickelt sich ständig weiter und nutzt neue Wege, um mit ihrer Herde zu sprechen: soziale Netzwerke, Medienressourcen, Interviews.

Kontakte

Der Abteilungsleiter: Bischof Mykhail (Koltun) 

Wohltätigkeitsorganisation „Fundatsiia Arkhystratyha Mykhaila“

Adresse: 02002, Ukraine, Kyjiw, Mykilsko-Slobidska 4H, Büro 16

Direktor
Liubomyr Yavorskyi
Telefonnummer
+380445411127

Bankverbindung

Gesellschaft Jesu, stellvertretender Abteilungsleiter

P. Andrii Zelinskiy
Telefonnummer
+380673130820

Leiter der Abteilung für Seelsorge des Strafvollzugssystems der Ukraine

P. Kostiantyn Pantelei
Telefonnummer
+380984229221

Abteilungsreferent

P. Rostyslav Vysochan
Telefonnummer
+380971437008

Oberst Oleksandr Melnyk
Telefonnummer
+380965688880